Dieses Buch wird eine theologische Auseinandersetzung mit der Philosophie vor Augen bringen. Das soll nicht um der Auseinandersetzung willen, sondern zum Zwecke der Selbstkorrektur geschehen. Die Selbstkorrektur wird die Rezeption eines Wortes betreffen, das, von der philosophischen Theorie abgelöst, als Reizwort in den Raum der Theologie getragen wurde. Sie wird nach differenzierter Kenntnisnahme eines Theoriebestandes erfolgen, der den geläufigen Anspruch auf Einsicht – den das Reizwort mit sich führt – nicht deckt.
Es werden philosophische Beiträge zur Einsicht (welche aussteht) zur Kenntnis gebracht. Der Leser wird auf den dornigen Weg in den Feinbau hochstufiger Theoriebildungen geführt. Er wird eines Vorganges ansichtig werden, dem mit dem Wort >Autonomie< Bestimmtheit gegeben werden sollte.
Warum die Anstrengung? Das Wort >Autonomie< bedingt Irritation.
Im Vordergrund kritisierender Anfragen an Theologie und Kirche behauptet es eine Diagnose, die zugleich ein Rechtstitel sein soll. Das Zugeständnis, >die Autonomie< sei stärker zu beachten, zu berücksichtigen, ist nachgerade vertraut.
Das Wort birgt auch Verlegenheit.
In der Mitte von Überlegungen zu Anthropologie und Ethik suggeriert es eine Einsicht oder bedeutet einen Verweis auf ein Kapitel der Lehre vom Menschen, das noch zu schreiben sei.
Von der Autonomie der Neuzeit, des Menschen überhaupt, der Vernunft, des Willens ist die Rede. Dunkel bleibt, auch bei scharfen Denkern, was damit gedacht ist. Das ist zumindest deshalb verwunderlich, weil bedeutende Theologen unseres Jahrhunderts das Wort >Autonomie< hervorgehoben haben. Friedrich Gogarten gab ihm einen zentralen Ort in seinem Werk. Paul Tillich stellte eine zitierbare Definition bereit. Warum verhalfen sie nicht dazu, dem Wort den Charakter des Reizwortes zu nehmen ? Das kann daran liegen, dass sie nicht genau genug gehört wurden.
Es kann aber auch der Fall sein, dass gegenwärtiger Rede von >Autonomie< ein Theoriebestand der philosophischen Tradition vor Augen »schwebt«, den sie in jenen Werken nicht berücksichtigt findet. In beiden Erwägungen aber steht die theologisch legitime und das heißt sachlich angemessene Rede von Autonomie im Werk Gogartens und Tillichs nicht in Frage.
Karl Barth hätte hier Zweifel geltend gemacht. Auch diese Arbeit wird Bedenken vorbringen. Dass sie hierzu einen eigenen Weg einschlägt, wird sie als grundsätzliches Problem innertheologischer Auseinandersetzung festhalten.

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