Predigt am zweiten Sonntag nach Epiphanias 1999 in der Peterskirche Heidelberg
Text: Exodus 33, 18-23

Gib mir einen festen Punkt, und ich bewege die Erde! Dieser Ausspruch wird Archimedes zugeschrieben. Immer wieder ist Gott als solch ein archimedischer Punkt angesehen worden. Gott als letzter Fixpunkt und Halt. Gott als äußerster Bezugspunkt, von dem aus die Welt zugleich gehalten und in Frage gestellt wird. Viele fromme Menschen und viele Theologien haben mit so einer Vorstellung von Gott geliebäugelt. Und viele tun das noch heute.

Auch Mose sucht nach einem unüberbietbaren Halt mit seiner Bitte: Laß mich deine Herrlichkeit sehen! Er spricht seine Bitte nicht aus religiöser Neugier aus. Er spricht nicht aus religiöser Erlebnissucht. Lesen wir den heutigen Predigttext im Zusammenhang der ihn umgebenden Geschichten, so wird deutlich: Mose sucht mit seiner Bitte die unbedingt verläßliche Begegnung mit Gott, die zweifelsfreie, die vollkommene Gegenwart Gottes.