Predigt am 5. Sonntag nach Ostern (Rogate), 13. Mai 2007, im ökumenischen Universitätsgottesdienst in der Peterskirche zu Heidelberg
Text: Nehemia 1, 1–6.11

Über die meisten Anfänge der biblischen Bücher wird selten gepredigt. So, liebe Gemeinde, erklärte mir unser Universitätsprediger, die Wahl des heutigen Predigttextes. In diesem Seme- ster sind Anfänge biblischer Bücher so etwas wie der rote Faden, das Verbindende der Predigttexte. Über die meisten Anfänge der biblischen Bücher wird selten gepredigt. Als ich den heutigen Text zur Vorbereitung dieses Gottesdienstes zum ersten Mal las, da dachte ich an diese Worte – mit dem Seufzer: Wie gut, dass über diesen Text in der Regel nicht gepredigt werden muss!

Der Prophet Nehemia erfährt von seinem Bruder Hanani das ganze Ausmaß der Zerstörung Jerusalems. Er setzt sich hin, weint und klagt und betet zu Gott, klagt über die Sünden seines Volkes und bittet Gott um Gehör für sein Volk. Er macht das, was man so zu kennen meint von den Propheten des Alten Testaments. Entweder prophezeihen sie dem Volk Israel Heil oder Unheil. Oder aber sie klagen Gott ihr Leid, genauer, das sündhaft verschuldete Leiden seines Volkes, und bitten um gnädiges Gehör. Das alles kennen wir, das ist prophetische Routine. Interessant wird es dann erst im Folgenden, eben nach dem Anfang, jenseits unseres Predigttextes.