„Kommunikatives, kollektives, kulturelles und kanonisches Gedächtnis“, in: Jahrbuch für Biblische Theologie, Bd. 22: Die Macht der Erinnerung, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 2008, 321-331.

In dem Bemühen um eine Aufklärung der Prozesse kommunikativen Erinnerns, Gedenkens und Lernens sind nicht nur historische, erkenntnistheoretische und sozial- und kulturdiagnostische Interessen leitend. Immer wieder leuchten in den Schriften von Jan und Aleida Assmann auch moralisch-ethische, ja zivilgesellschaftlich-volkspädagogische und sogar kultur- und religionspolitische Interessen auf. (…)

Im Folgenden sollen einige Kernbegriffe der von Jan und Aleida Assmann teils aufgenommenen, teils neu eingeführten Begrifflichkeit untersucht werden, vor allem ihre Vorschläge zur Bestimmung von »kollektivem« und »kulturellem« Gedächtnis. Ich werde auf Verschiebungen in der Bestimmung des »kulturellen« Gedächtnisses aufmerksam machen, die diesem Konzept seine orientierende Kraft nehmen. Um diese wiederzugewinnen und doch den divergierenden akademischen und ethischen Anliegen der Assmanns Rechnung zu tragen, möchte ich die Differenzierung von ‚kulturellem Gedächtnis‘ und ‚kanonischem Gedächtnis‘ in die Diskussion einbringen.