„Vorbild – Gottes Bild – Lebendigmachender Geist: Wer ist Jesus Christus für Uns Heute?“, in: Teologia XV (4/2011), 10-24.

Abstract

Die Hauptgedanken des Verfassers gehen davon aus, dass Jesus Christus weit mehr als ein individuelles menschliches Vorbild ist. Ja, sein Bild wird, wenn wir ihn auf ein individuelles menschliches Vorbild reduzieren, zerstörerisch reduziert und verzerrt. Nach den biblischen Überlieferungen sind es die Dämonen, die unreinen Geister, die nach Jesu ersten spektakulären Heilungen ausposaunen: „Du bist der Sohn des Höchsten, du bist der Sohn Gottes!“ Jesus reagiert nach dem Zeugnis der Evan-gelien darauf, indem er ihnen zu schweigen gebietet. (Schon Mk 1,34 heißt es: „Er verbot den Dämonen zu reden. Denn sie wussten, wer er war.“)

Bis zur Auferstehung soll seine Identität nicht kenntlich gemacht werden, damit er und sein Wirken nicht auf das Vorbild des großen Heilers, das Vorbild des großen Lehrers, das Vorbild in der Annahme der Mitmenschen oder das Vorbild im politischen Widerstand reduziert werde. In Kreuz und Auferstehung scheint Jesus dann dem Suchen nach einem Vorbild und einer entsprechenden Orientierung ganz entzogen zu sein. Erkennen wir im auferstandenen und erhöhten Jesus Christus die Gegenwart des lebendigmachender Geistes in Kontinuität und Diskontinuität zu seinem vorösterlichen Leben, so sehen wir, dass dieser lebendigmachender Geist sich in seinen Zeuginnen und Zeugen materialisiert und konkretisiert. Dann gewinnen wir das Vorbild Jesu – geradezu explosionsartig entfaltet – in der Polyphonie des Geistwirkens und in der Ausstrahlungskraft seiner Zeuginnen und Zeugen zurück.