Predigt in der Peterskirche zu Heidelberg, am 28. Oktober 2012
Text: Jer 29,1.4-7.10-14

 

Zur Vorbereitung dieser Predigt, liebe Gemeinde, habe ich noch einmal das ganze Buch des Propheten Jeremia gelesen. Ich habe viel mit dem Propheten geseufzt, und am Ende stand ein Schockerlebnis. Dass Gott in großer Leidenschaft an der Untreue Judas und Israels leidet, an Gottvergessenheit und Götzendienst seines geliebten Volkes – das stand mir natürlich schon vor Augen. Dass Gott aber im weiten Umfeld des heutigen Predigttextes sein Volk so sehr mit

drastischen Bildern bedrängt und bedroht, ja verwünscht und verflucht, berührte mich, vorsichtig ausgedrückt, ziemlich unangenehm. Hat der Prophet Jeremia, der in bedrängter Zeit um das Jahr 600 vor Christus herum lebt und den Fall Jerusalems miterleben muss, hat er das Wort Gottes nicht übermäßig dramatisiert? Zahllose Todesandrohungen schreibt er Gott zu: „Durch Schwert, Hunger und Pest mache ich ihnen ein Ende!“ (Jer 14,12 u.ö.), „Ich lege Feuer!“, „Ich verwüste!“ – kann hier wirklich Gott gesprochen haben? Ab Kapitel 25 wird es richtig blutrünstig: „Ich rufe das Schwert gegen alle Bewohner der Erde!“ (Jer 25,29), heißt es.