Ökumenischer Gottesdienst am 25. Mai 2014 in der Peterskirche zu Heidelberg
Text: Römer 8,18-28

Von der neuen Schöpfung in ihrer ganzen Fülle, liebe Gemeinde, von der neuen Schöpfung in ihrer Gesamtheit haben wir keine klare Vorstellung. Sie liegt jenseits unserer Erfahrung.

„Nach drüben ist die Aussicht uns verrannt;
Tor, wer dorthin die Augen blinzelnd richtet,
Sich über Wolken seinesgleichen dichtet!“ Sagt Goethe in „Faust II“.

Schärfer formuliert es Heinrich Heine in „Deutschland, ein Wintermärchen“: Mit dem Himmel, als Reich jenseits dieses Lebens und jenseits unserer Erfahrung, sind die Menschen oft in schlechter Weise vertröstet und betrogen worden. „Wir wollen hier auf Erden schon das Himmelreich errichten! … Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen,“ dichtet deshalb Heine.

Doch alle Versuche, hier auf Erden schon das Himmelreich zu errichten, sind zum Scheitern verurteilt. Und dies nicht nur, weil es immer wieder Menschen gibt, die einander – bewusst und unbewusst – das Leben zur Hölle machen. Alle Versuche, hier auf Erden das Himmelreich zu errichten, sind zum Scheitern verurteilt, weil alles Leben auf Erden endlich, vergänglich und sterblich ist. Beständig leben wir nicht nur im Werden, sondern auch im Vergehen. Wir erleben dieses Vergehen und den Verlust dramatisch, wenn geschätzte und geliebte Mitmenschen sterben, wenn Kriege oder Naturkatastrophen Lebensumgebungen zerstören, aber auch schon wenn Menschen der Heimat beraubt und vertrieben werden. Wir erleben den Verlust melancholisch im unaufhaltsamen Altern und im Vergehen schöner Lebensphasen und Augenblicke.