„Das vierfache Gewicht der Schrift. Die mißverständliche Rede vom ‚Schriftprinzip‘ und die Programmformel ‚Biblische Theologie‘“, in: D. Hiller u. Ch. Kress (Hg.), ‚Daß Gott eine große Barmherzigkeit habe‘. Konkrete Theologie in der Verschränkung von Glaube und Leben, FS Gunda Schneider-Flume, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2001, 9-27.
Wie kaum ein anderes Thema der theologischen Dogmatik hat das Thema „Bibel und Autorität der Schrift“ merkwürdige Formulierungen und Formeln hervorgebracht. Die Rede vom „Schriftprinzip“ und Formeln wie das „sola scriptura“, die „Selbstauslegung der Schrift“, die „Unfehlbarkeit der Schrift“, die „äußere und innere Klarheit der Schrift“, aber auch Wendungen wie „die biblische Theologie“ oder „the Bible is true“ gehören zu dem eigenartigen Arsenal der Verteidigung, mit dem die Autorität der Schrift gesichert werden soll. Ich möchte diese Wendungen „Autoritätsformeln“ nennen. Merkwürdig sind diese Formulierungen und Formeln, weil sie einerseits kurz und klar erscheinen, andererseits aber -jedenfalls ohne erhebliche Interpretation und Qualifikation -vielfach Anstoß erregen und zu Fehlorientierungen geführt haben. Mit Recht stoßen sie daher immer erneut auf Widerspruch und Protest.