Predigt im Universitätsgottesdienst am Sonntag vor Pfingsten (Exaudi), 24. Mai 2009, in der Peterskirche Heidelberg
Text: Johannes 15,26 – 16,4
Der Geist der Wahrheit, liebe Gemeinde, welches Thema passte besser in einen Universitätsgottesdienst? Zwar sind heute viele unserer Studierenden auf dem landesweiten Kirchentag in Bremen. Aber dafür haben wir heute Preisträgerinnen und Preisträger des dritten John Templeton Award for Theological Promise zu Gast. Auch Gutachter aus aller Welt feiern heute mit uns den Gottesdienst. Der Geist der Wahrheit nach einer internationalen akademischen Preisverleihung wäre wohl ein würdiger Inhalt des gemeinsamen Nachdenkens. Aber leider lenkt unser Text unsere Aufmerksamkeit vom Geist der Wahrheit zu einem überhaupt nicht in unsere Feststimmung passenden Thema: es kommt die Stunde, wo jeder, der euch tötet, meint, Gott einen Dienst zu erbringen. Es geht um fanatische religiöse Killer, lieber Gemeinde. Damit drohen sich vor die Festfreude und die Freude am tiefen Nachdenken schlechte Gefühle zu schieben, Abscheu und Hass.
Fanatische religiöse Killer, wer hasst sie nicht?! Aber wer sich diesem Hass so richtig hingibt und auch andere dazu kräftig aufstachelt, der ist selbst auf dem besten Weg, ein Killer oder Killershelfer zu werden. Wenn sich die Rufe „Wegsperren!“, „Unschädlich machen!“ lange und laut genug wechselseitig öffentlich aufschaukeln, wird daraus leicht der Schrei „Ausmerzen!“, „Aufhängen!“ Und nur zu oft wurde dieser laute Schrei in der Geschichte politisch und religiös verstärkt und in blutige Gewalt umgesetzt.