Predigt am Sonntag Rogate, 9. Mai 2010, im Universitätsgottesdienst in der Peterskirche zu Heidelberg
Text: Psalm 19
Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre! Christian Fürchtegott Gellert und Ludwig van Beethoven haben den 19. Psalm auch über Gottesdienst und Kirche hinaus zu einem der bekanntesten geistlichen Lieder in unserem Kulturkreis gemacht. Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, ein Tag sagt es dem anderen, eine Nacht raunt es der anderen zu. Die Ordnung der Schöpfung mit ihrem Rhythmus von Tag und Nacht preist den Schöpfer. Kein Wunder, dass die so genannte natürliche Theologie auf die Idee kommen konnte, Gott sei der „perfekte Uhrmacher“! Doch preist dieser Schöpfungspsalm Gott in der Überzeugung, er habe das perfekte Uhrwerk geschaffen?
Nicht erst wir aufgeklärten, beständig global informierten und alarmierten Menschen wissen, dass die Welt alles andere ist als eine problemlos laufende Maschine. „Der blinde Uhrmacher“ – so hat Richard Dawkins eines seiner Bücher betitelt, das noch nicht ganz so aggressiv gegen den christlichen Glauben gerichtet und noch nicht ganz so ideologisch war wie sein Bestseller „Der Gotteswahn“. Was immer natürliche Theologie und neuer Atheismus sich ausdenken – Gott ist weder ein blinder noch ein sehender Uhrmacher. Und die Schöpfung ist keine perfekte Maschine, und schon gar nicht ist sie das Paradies.