Predigt in der Peterskirche zu Heidelberg am 4.Juli 2004
Text: Amos 5, 21-24
Kultkritik, Kultpolemik, Kritik und Polemik gegen den Gottesdienst – so hat die wissenschaftliche Theologie diese Worte des Amos bezeichnet. Der Prophet kritisiere Gottesdienst, Opfer und Gesang. Gott will nicht religiöse Feste, Feiern, Opfer und fromme Musik. Gott will Recht und Gerechtigkeit. Viele, die die Religion moralisieren und säkularisieren wollen, haben sich auf diese Worte des Amos berufen. Was sitzen wir hier in der Peterskirche herum, statt für Brot für die Welt, für die Kindernothilfe, für Amnesty International oder für eine andere um Gerechtigkeit auf dieser Welt bemühte Organisation auf den Beinen zu sein?!
Doch diese simple Alternative ist nicht die Botschaft des Amos. Er stellt nicht Recht gegen Religion, das Streben nach Gerechtigkeit gegen die Feier des Gottesdienstes. Nicht weniger als den religiösen Kult greift er die Rechtsprechung, genauer die Beugung des Rechts in seiner Umgebung an: “Weh denen, die das Recht in bitteren Wermut verwandeln und die Gerechtigkeit zu Boden schlagen. Bei Gericht hassen sie den, der zur Gerechtigkeit mahnt, und wer Wahres redet, den verabscheuen sie.” (5,7) Noch drastischer lautet die Anklage im folgenden, dem sechsten Kapitel: “Ihr habt das Recht in Gift verwandelt.” (6,12b)