Predigt in der Peterskirche zu Heidelberg, an Heiligabend, 24. Dezember 2005
Text: Jesaja 9, 1.5-6
Heute, in dieser Nacht, sind wir ergriffen von der Macht des Kindes. Am Heiligen Abend und in der Heiligen Nacht blicken wir auf das Kind. Am deutlichsten begegnet uns die Macht des Kindes in unseren Kindern, Kindeskindern und Nachbarskindern: in ihrer Weihnachtsfreude, in ihrer angespannten Erwartung und Vorfreude, in ihren leuchtenden Augen, in ihrem glückseligen Lachen und im Weihnachtsjubel. Aber auch das Kind in uns selbst, in uns Herangewachsenen, älteren und alten Menschen wird gerade in der Weihnachtsnacht wach und lebendig. Das Weihnachtslicht leuchtet weit bis in unsere Kindheit zurück. Auf helle und auf dunkle Tage fällt sein Glanz. Indem wir das Kind in uns wahrnehmen und indem wir es annehmen, erfahren wir uns in einer Ganzheit, die unserer Seele guttut. Die Kinder um uns herum, in unseren Familien, in Verwandtschaft und Nachbarschaft und das Kind in uns beglücken, stärken und erheben uns in der Weihnachtsnacht.
Gott kommt uns nahe im Kind in der Krippe. Ist es nur die Botschaft von der Nähe Gottes zu den Kindern, die Botschaft von der Nähe der Kinder zu Gott, die wir an diesem Tag besonders deutlich vernehmen: „Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht … werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen!“ (Mt 18,3) Die Stimme des Propheten Jesaja, die auch das Neue Testament durchdringt, spricht tatsächlich von der Nähe Gottes im neugeborenen Kind.