Predigt in der Peterskirche zu Heidelberg, am 2. Sonntag nach Epiphanias 2003 in der Peterskirche Heidelberg
Text: Johannes 2, 1-11 / Die Hochzeit zu Kana
Ich habe sie immer anstößig gefunden – die Geschichte von der Hochzeit zu Kana. Denn Jesus erscheint hier als Magier, der etwa 600 Liter Wasser in Wein verwandelt! Gottes Sohn zaubert gegen Ende einer vermutlich siebentägigen Hochzeitsfeier mehrere hundert Liter Wein herbei! Und ausgerechnet das soll die erste Offenbarung der Herrlichkeit Christi sein, wodurch der Glaube der Jünger geweckt wird?
Über dieses Unbehagen half mir auch der gelehrte historische Hinweis nicht hinweg, daß diese Geschichte vermutlich auf den Dionysos-Kult anspielt. Was der heidnische Gott kann -, Wasser in Wein verwandeln -, das kann Jesus erst recht! Warum finden wir diese Geschichte ausgerechnet bei Johannes? Warum hat Johannes, der der intellektuellen, nachdenkenden und spekulativen Frömmigkeit so reiche Nahrung gibt, sich auf solch einen Stoff eingelassen? Wie paßt diese Geschichte zwischen so tiefschürfende Aussagen wie: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott. Und Gott war das Wort.“ Und: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“? Jesus als Magier zwischen solchen theologischen Spitzenaussagen – das befremdet.