„Immanuel Kant“, in: K. Scholder u. D. Kleinmann (Hg.), Protestantische Profile, Königstein: Athenäum, 1983, 193-209; zweite, durchgesehene u. ergänzte Auflage: Protestanten. Von Martin Luther bis Dietrich Bonhoeffer, Frankfurt: Anton Hain, 1992, 193-209.
Immanuel Kant hat ein Gelehrtenleben geführt, konzentriert auf Erkenntnisgewinn und Erkenntnisverbreitung. Die Disziplin und die Beharrlichkeit, mit der er seinen Lebensstil und seine Lebensführung auf seine philosophische Arbeit abstimmte, haben bei vielen seiner Zeitgenossen, bei seinen Biographen und deren Lesern Verwunderung und oftmals Amüsement hervorgerufen: Kant als philosophischer Grübler am Schreibtisch, der einem Nachbarn den krähenden Hahn abkaufte, um sich ungestört der Ausbildung seiner Gedanken hingeben zu können; der einen anderen Nachbarn seine Pappeln zu beschneiden bat, als sie ihm den Blick auf den Löbenichtschen Kirchturm verstellten, der ihm beim ruhigen Nachdenken förderlich gewesen war; Kant als höchst pedantischer Professor mit der gepuderten Perücke, nach dessen täglichem Spaziergang die Königsberger die Uhr stellen konnten – solche Bilder haben unsere Vorstellungen von Kants Leben geprägt. (…)